Der Kasselturm | .... ein kleines bisschen Magie

 Geschichte, Kräuter und ein kleines bisschen Magie
- Der Kasselturm in Schongau - 


Der Kasselturm in Schongau ist einer von den ursprünglich 15 Türmen an der 1.626 m langen Stadtmauer, von denen heute nur noch fünf Türme erhalten geblieben sind. Die ältesten Teile stammen aus dem 13. Jahrhundert. Mittlerweile ist dort die Kräuterfrau Ursula Engelwurz anzutreffen, die ihren Besuchern so einiges über diesen Turm zu erzählen hat



Es ist ein wunderschöner Tag, als ich in Schongau ankomme. Die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel und es herrscht eine angenehme, ruhige Atmosphäre rund um den Kasselturm, in dem ich mich heute von Ursula Engelwurz ein bisschen verzaubern lasse. Früher bezeichnete man den Turm, wegen der schönen Aussicht Richtung Peißenberg und die Schongauer Vorstadt, als “Belvedere”. Den Namen “Kasselturm” bekam dieser, als er im 19. Jh. in den Besitz der Kasselbräu gelangt. Ursprünglich war dieser ein Wehrturm der Schongauer Stadtmauer, bis dieser von den Habsburger gesprengt wurde und seitdem ungenutzt blieb. Erst seit 2020 trifft man dort die sympathische Kräuterfrau an, die gerne Besuch empfängt und die Geschichte des Kasselturms weitererzählt. 


Ursula Engelwurz - so sympathisch und die gute Seele des Kasselturm in Schongau


Ein Fabel für das Außergewöhnliche


Ursula wurde vor rund 60 Jahren in Schongau geboren und erlernte den Beruf der Spinnerin in der Spinnerei & Weber in Kempten. Bereits mit Mitte 20 setzte sie sich mit der Steinheilkunde auseinander, wenig später kam noch Energiearbeit hinzu. Daraufhin machte sie eine Ausbildung zur Kräuterfrau und bietet zudem seit 2008 Führungen als Allgäuer Wildkräuterfrau an. “Zuerst wollte ich Kunst studieren, habe aber dann mein Hobby zur Berufung gemacht”, verrät sie mir.


Aus der Natur schöpft man das Gute - man muss nur wissen, was und wo!

Bevor die Kräuter zu Salben, Tinkturen usw. weiterverarbeitet werden, werden sie im Turm zum trocknen aufgehängt.

Für alles ist ein Kraut gewachsen


Ihre Leidenschaft und Gabe zur Kräuterfrau entdeckte Ursula schon sehr früh. “Die Natur schenkt uns so viel und man sich alles aus der Natur holen. Der Löwenzahn beinhaltet z. B. wichtige Bitterstoffe und auch der Gundermann und das Gänseblümchen haben entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung”, gibt sie ihr Wissen weiter. Ihr Lieblingskraut ist die Engelwurz - daher kommt auch ihr selbstgewählter Name, unter dem sie jeder kennt “Ursula Engelwurz”. “Die Pflanze verbindet mich mit dem Universum. Die großen, hohen Dolden verkörpern Stärke, die mich tief mit der Erde verwurzeln”, sagt sie mit einem lächeln. Bei ihren Kräuterführungen gibt sie ihr Wissen an Interessierte weiter. Gerade für Kinder macht sie sehr gerne Führungen, da diese gerne draußen in der Natur sind und erzählt dazu Geschichten. Für den Eigengebrauch stellt sie Teemischungen, Öle und Salben, sowie Räuchermischungen her und macht auf Wunsch auch energetische Hausräucherungen. 


Handverlesen und sorgfältig ausgewählt.

Ein kleines bisschen Magie


Ursula bittet mich in in “ihren Turm” und schon beim Betreten spürt man die besondere Magie, die einen dort umgibt. In jeder Ecke, jeder Nische, gibt es etwas zu entdecken. In den vielen besonderen Flaschen und Gläsern sammelt sie getrocknete Kräuter, aus denen sie ihre Teemischungen, Salben und Öle herstellt. Aber es gibt noch viele weitere Utensilien, die den Besucher beinahe in eine andere Zeit versetzt. Auch eine Alraune, die im volkstümlichen als “Hexenkraut” bezeichnet wird und die “Heil- und Zauberpflanze” der Antike und des Mittelalters war, reiht sich in die vielen Wurzeln mit ein. Um sie ranken sich zahlreiche Mythen einer Jahrtausende alte Historie. Sie ist sehr giftig und der Verzehr ruft ähnliche Symptome wie die Tollkirsche bis hin zu einer tödlichen Atemlähmung hervor. 


Die Alraunen-Wurzel - hättest Du sie erkannt?


Kostbare Schätze im inneren des Turmes.

Der Teufelstritt


Im obersten Raum des Turmes erwartet mich ein herrlicher Ausblick über die Schongaues Vorstadt und noch viel weiter. Ich lasse meinen Blick durch das Turmzimmer schweifen, bis mein Blick auf eine Art “Fußabdruck” am Boden fällt. “Das ist der sogenannte Teufelstritt”, verrät mir Ursula. “Dieser wurde bislang nur wenige Male entdeckt, darunter der berühmteste in der Frauenkirche in München und jetzt hier im Kasselturm. Wer mich hier im Kasselturm besucht, dem erzähle ich gerne die Sage um das schöne Mädchen Katharina und der mumifizierten Katze”, so Ursula weiter mit einem Anflug von Magie in ihrer Stimme. Bei ihren kleinen Besuchern kommen noch viele weitere Fragen auf , wie z. B. ob sie auf ihrem Besen auch fliegen oder ein paar Zaubersprüche aufsagen kann. 


1802 - an einem Ostersonntag - hinterließ der Teufel seinen Fußabdruck in der Bodendiele. 


Erfüllung in Tun und Sein


Am schönsten sind für die herzliche Kräuterfrau die vielen Begegnungen und Gespräche mit den Menschen, die zur ihr kommen. “Ich mag es, wenn meine Besucher mit einem Lächeln aus dem Turm hinausgehen. Man spürt, das es direkt ins Herz geht”, schwärmt die Allgäuerin. Sie hat ihren Lebensweg gefunden - einen Weg, auf dem sie sich wohlfühlt. “Es ist schön, einen Platz zu finden, der einem das Gefühl gibt, am richtigen Ort und glücklich zu sein. Ich bin dankbar für die Führung des Turmes, in dem es mir ein Anliegen war, diesen wieder zu beleben. Materielles rückt hierbei völlig in den Hintergrund.” erzählt sie. Während ihrer Zeit im Kasselturm hatte sie bereits viele wundervolle Begegnungen, u. a. mit Buch-Autor Oliver Pötzsch, und den Schongauer Theatergruppen, bei denen sie bereits in kleinen Rollen mitwirkte. Auch bei den 15 Aufführungen beim Theater-Spaziergang an bedeutsamen Plätzen in Schongau spielte sie bei einigen Szenen aus die “Hexenfuhre” von Claudia Martin, mit. Im Juli steht sie als „Kräuterfrau“ im Theaterstück „1493 - Schongau zwischen Blut und Freundschaft“ von Maximilian Geiger auf der Bühne. “Das ist eine wundervolle Erfahrung für mich und bereitet mir große Freude. Ich lasse alles auf mich zukommen - alles entwickelt sich von selbst”, gibt sie mir zum Abschluss noch mit auf den Weg. 




Besucht die liebe Uschi in ihrem wundervollen Turm und entdeckt selbst, was sich darin alles verbirgt. Mit ihren wundervollen Art begleitet sie Euch durch den Turm und erzählt Euch auch gerne so manche Geschichten. Man bemerkt dort kaum, wie rasch die Zeit verfliegt. Es ist, also ob man in eine andere Welt hineintaucht - voller Magie und Geschichte, die Herz und Seele berühren. 


Und wenn Ihr dort seid, sagt einen lieben Gruß von mir :).


Herzallgäuerliebste Grüße 


Öffnungszeiten Kasselturm: 

Von Mai bis Oktober an den Wochenenden Freitag bis Sonntag


Weitere Informationen unter: www.schongau.de 




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